Ich war mal wieder unterwegs. Wieder in Frankreich. Wieder nur mit der analogen Kamera. Diesmal jedoch nur eine Woche und mit meiner neuen 35mm-Kamera, der NIKONOS IV. Eigentlich ziemlich leichtsinnig, so ohne die Kamera vorher getestet zu haben. Gut, die Blende ging, auch hat die Kamera zu unterschiedlichen Zeiten, den Vorhang unterschiedlich schnell geschlossen, sollte also passen. Dennoch leichtsinnig, aber wer analog fotografiert vertraut der Mechanik und auch seinem Wissen, von daher auch einer noch nie benutzten Kamera. Ich hab diesmal nicht ganz so viel fotografiert. 8 Filme in 7 Tagen...okay, vielleicht ja doch viel! Hier sind auf jeden Fall mal einige Beispielsfotos...
1 Van - 2 Wochen - 3.000 KM - 11x 35mm-Filme
Schon lange hatte ich diesen Traum vom reisen, reisen in einem Bus. Unabhängig und ganz ohne Zeitdruck. An Plätzen stehen, wo man gerade möchte oder es einem gefällt. Weg von der Masse. Am liebsten einsam, in Strandnähe oder im Wald. Also kam kein Campingplatz in Frage – auch wenn dieser seine Vorteile hat. Oft habe ich in Zeitschriften wie The Fernweh Collective von Abenteuern gelesen – meist waren das Geschichten von Reisenden in entfernten und abgelegenen Ländern. Ich wollte aber nicht erst irgendwo hin fliegen. Nah sollte es sein. Also habe ich mir einen Van über PaulCamper gemietet und mir die Atlantikküste von Frankreich und Spanien ausgesucht. So konnte ich auch noch surfen. Zu lange war ich nicht mehr im Wasser gewesen. Zudem ist von April bis Ende Juni fast nix los an den französischen Atlantikstränden. Das ganze sollte fotografisch Dokumentiert werden, aber nicht mit meiner spiegellosen Sony, sondern analog. So musste ich mir schon keine Gedanken um die Ladung der Akkus machen – auch wenn unser Van Solarzellen hatte. Zudem fotografiert man bewusster, schaut nicht dauernd auf den Bildschirm, um den Bildausschnitt zu beurteilen oder die Schärfe zu prüfen. Also Foto machen und hoffen, dass es was geworden ist – dass erfährt man aber auch erst Wochen danach. So durchlebt man regelrecht den Urlaub ein zweites mal, denn die Fotos hatte man ja nicht schon etliche mal auf dem Bildschirm der Kamera oder dem Laptop gesehen, wie es digital der Fall ist. An Kameras hatte ich dabei, meine Contax G1 mit dem supergeilen Carl Zeiss 45mm 2.0 Objektiv, meine Olympus Mju II und meine alte Sofortbildkamera von Polaroid, die SX-70 Land Camera. An Filmen habe ich den CINE STILL 800, den KODAK 200, einige LOMOGRAPHY COLOR NEGATIVE F2 400, mehrere ROLLEI RPX 100, einen KODAK TMAX 400, ein paar FUJICOLOOR SUPERIA 400 und den KODAK EKTAR 100 mitgenommen. Bei den Sofortbilfilmen hatte ich 2 schwarz-weiße und einen Farbfilm von Impossible für SX-70 eingepackt.
Tag 1
Es geht los, es ist der 4. Juni 2017 gegen 17 Uhr irgendwo bei Stuttgart. Das Ziel ist gesteckt. Carcans Plage, knapp 1.200 Km. 500 Km vor dem Ziel dann fast noch auf der französischen Autobahn wegen zu wenig Sprit stehen geblieben, und das mitten in der Nacht. Auf dem letzten Tropfen Benzin noch eine Tanke in einem Vorort gefunden. Gegen 4 Uhr war dann auch vorbei. Nix ging mehr. Die Augenlider wurden schwer. Erste Nacht also an einer mit Musik beschalten Tankstelle verbracht.
Tag 2
Nach 3 Stunden Schlaf ging es dann mit Kaffee und 3 „Pain au chocolat“ weiter. 14 Uhr. Angekommen. Carcans Plage. Voller Parkplatz. Erstmal ans Meer. Glücklich und zufrieden schauen wir gen Horizont. Danach erstmal ein kaltes Bier. Einkaufen wurde gecrashed, in Frankreich ist der Pfingstmontag auch ein Feiertag. Dann also Quesadillas und Steak (insider), nein spaß, es gab Muscheln und Pizza. Danach rüber auf den Camping-Platz und duschen. Am Van angekommen ging es direkt ins Bett. Die Fahrt steckte uns noch zu sehr in denKnochen. Nachts plötzlich Orkan, Blitz und Donner. Starkregen kam dazu. Dann mussten wir doch von oben, dem Dachbett, runter auf die Liegefläche. Der Wind schüttelte das Auto regelrecht durch. Irgendwann konnte ich aber doch einschlafen.
Tag 3
Neuer Tag. Weiter geht’s. Nächstes Ziel: Saint Girons Plage. Parkplatz auf der Wiese. Außer uns, standen da noch 2 andere Autos. Später kam noch eine deutsche Familie mit ihrem Bus hinzu. Trotzdem war das Verhältnis von Parkplatz zu Leuten entspannt. Sozusagen relativ leer. Kühlschrank war nun auch voll. Heute gab es vegetarische Burger. Lecker! Die letzten Sonnenstunden hab wir dann noch mit Bier am Strand verbracht und den Tag ausklingen lassen. Leider waren die Wellen bis dato noch nicht surfbar.
Tag 4
Heute geht’s weiter, weiter nach Seignosse, auf die ADH Open. Knapp 1200 Studenten aus Deutschland an der französischen Atlantikküste. Einige Surfen um den Titel „Beste/r Surfer/in der deutschen Studenten“. Gerade noch zum Finale geschafft. Der Grund war ein Umweg über Moliets um einige alte Dudes im Wavetours Surfcamp zu besuchen. Nach dem Finale wollte auch ich mal wieder ins Wasser. Keine gute Idee. Große Wellen und seit einem Jahr nicht mehr gesurft. Das resultat, gebrochene Rippe. Diese hat sich dann bis zum Ende der Reise ständig gemeldet. Beim surfen, beim schlafen oder auch nur beim Atmen! Haben uns mit dem Van auf das Bungalow-Gelände zwischen die Studenten geschlichen. Schattiges Plätzchen. Überall wurde getrunken und gefeiert. Aus allen Richtungen dröhnt Musik. Kreischende Studentinnen. Ausnahmezustand. Wir mit Knut zwischen drin.
Tag 5
Immer noch auf dem ADH Gelände. Heute ist Abschlussparty und „Night of the champs“. Kurz bei Kollegen im Bungalow frisch gemacht. Danke Harry, Lau und Co. Das Bier ging langsam zu Ende, also mussten wir mal los. Von der Terrasse auf die Party. Musik läuft. Menschen tanzen. Draußen Weltuntergang. Sintflutartiger Regen. Gegen später standen wir draußen unterm Dach. Plötzlich ein Typ. Hacken-dicht und wahrscheinlich auch deswegen von der Party geflogen. Aus Rache hat er den Kuchen eines Geburtstagskindes geklaut. Grinsend und mit den Händen essend stand er dann vor uns. Das Gesicht voller Sahne. Seine Hände hat er ständig unter der Dachrinne gewaschen. Seine Jacke in der Hand. Klitschnass. Aber die Torte schien ihm zu schmecken.
Tag 6
Mein erstes Mal in Biarritz. Traumhaft schön. Heute mal leicht Bewölkt. Perfekt für einen schwarz-weiß Film. Also meine Contax G1 geladen. Schönes Café an einer Klippe gefunden. Blick auf´s Meer. Erstmal 2 Corona bestellt. Den Tag vorbeiziehen lassen. Das Leben genießen. Nach einer kurzen Stadtbesichtigung und Muscheln mit Steak ging es einen Ort weiter. Alte freunde treffen, die dort auf dem Campingplatz nächtigten. Gemeinsam surfen. Leider war es wieder nicht mein Surftag. Danach noch bis spät in die Nacht über Dinge des Lebens auf Ihrem Zeltplatz philosophiert. Unser Van stand draußen. Direkt vor dem Campingplatz. An der kaum befahrenen Strasse. Die Dusche auf demCampingplatz haben wir uns aber nicht entgehen lassen.
Tag 7 + 8
Heute geht’s nach Spanien. Endlich. San Sebastian! Meine große Liebe. Leider kostet dort jeder Zentimeter Parkfläche Geld. Am Abend zuvor erzählte mir der Australier vom Campingplatz von einem Parkpatz direkt am Meer, der wohl kostenlos sei und wo die Polizei nix sagt. Also nach dem Tankstop kurz mal Google gefragt. Schnell haben wir den Parkplatz am Aquarium und direkt am Meer gefunden. Zudem mit Blick auf die Insel „Santa Clara“ und direkt unter der Jesus Statue. Ein Traum. Toilette und Waschräume nur 10 Meter entfernt und relativ sauber. Hier sollten wir also heute nach bleiben und die Nacht danach direkt auch, weil es hier so schön ist es. In den 2 Tagen San Sebastian hieß es: Tapas, Keler Bier, Altstadt, Schwimmen im Hafen, von der Stadtmauer springen (zumindest ich; sorry Yvi), rüber auf die Insel, Leuchtturm, auf die andere Seite der Bucht, Aussicht genießen. Zeitlos. Stadterkundung.
Tag 9 + 10
Es geht zurück nach Frankreich. Good bye San Sebastian. Wir sehen uns sicher bald wieder. Immer dem Navi hinterher. Mimizan. Angekommen. Der Parkplatz im Wald ist einfach idyllisch. Schattig mit leichter brise vom Meer. Alte Freunde im Surcamp besuchen. Skaten im Skatepark. Sogar mit Bowl-Ride. In der Finsternis der Nacht zurück rollen. Bier. Stühle vor den Van gestellt. Musik an. Das Leben ist schön. Tag 10. Erstmal frühstücken wie die Könige, was wir eigentlich jeden Morgen gemacht haben. Avocado, Baguette, Käse, Marmelade. Danach erstmal an den Strand. Immer noch keine geilen Welle. Also ging es nach dem Sonnenbad in das Stadtzentrum. Cocktails. Longboard. Einkaufen. Zurück im Wald. Zwei alte Freunde kamen mit Ihrem Wohnmobil hinzu. Vor Jahren das erstem mal gemeinsam im Surfcamp gearbeitet. Über die alten Zeiten geredet. Viel gelacht. Gedankenlos. Das ganze ging noch bis spät in die Nacht.
Tag 11
Aufgewacht um 9 Uhr. Gewitter über uns. Beim Wellencheck schlugen noch vereinzelt Blitze ins Wasser. Der Swell sah aber gut aus. Laut Wetterapp soll sich das aber in 1-2 Stunden aufgelöst haben und der Himmel den restlichen Tag wolkenlos bleiben. Wir sind gespannt. Also erstmal frühstücken. Diesmal im Van. Es regnet. Nach dem essen, wie auf Bestellung - Sonne, blauer Himmel, perfekte Wellen. ENDLICH! Brett gewachst. Neo angezogen und los. Oh verdammt, für diesen Tag danke ich Poseidon. Geiler Surf. Das habe ich noch gebraucht für einen perfekten Van-Trip. Glücklich steige ich nach knapp 4 Stunden und etlichen Wellen aus dem Wasser. Die gebrochene Rippe war mir in dem Augenblick egal. Danach schnell noch auf den Campingplatz. Duschen. Packen. Verabschieden und weiter gen Norden. Diesmal Richtung Dune du Pilat. Mittlerweile war es mitten in der Nacht. Und wir, immer noch unterwegs. Irgendwann dann doch noch angekommen. Gefühlte 2 Stunden rumgeirrt und nach einem geeigneten Stehplatz gesucht. Ergebnislos in die Nächste Stadt bzw. das nächste Dorf gefahren. Strassenrand. Parkplatz. Schnell noch runter an den Strand. Danach ab ins Bett. Inkognito unten im Van geschlafen und das Dach eingeklappt gelassen. Neben fauchenden Waschbären mit Tollwut (dachten wir zumindest – aber was soll man bei so einem Fauchen neben dem Van im Gebüsch auch sonst denken). Alarmanlage also.
Tag 12
Morgens aufgewacht. Yvi schläft noch. Leise aus dem Van geschlichen. Strand. Fotos machen. Zurück am Van sehe ich, dass wir in einer Bonzengegend gelandet sind. Fühl mich hier irgendwie unwohl. Also eingestiegen und losgefahren. Yvi lag noch hinten, aber ich musste hier weg. Ganz am anderen Ende der Düne war dann DER Wald überhaupt. Ein Parkplatz unter Bäumen. Legaler und kostenloser Stellplatz. Einige Hippies standen da wohl schon länger mit ihrem ausgebauten LKW und dem zerbeulten Mini auf dem Anhänger. Der perfekte Platz für die letzte Nacht am Meer. Nachmittags ging es dann zur „Dune du Pilat“ und von unten durch den Sand hoch. Gefühlt 5 Stunden unterwegs gewesen. Überall Gleitschirmflieger. Ungelogen etwa 300 an der Zahl. Zurück am Van. Kochen. Tisch und Stühle ausgepackt. Tägliches Ritual. Dann erstmal Essen. Lecker. Bis spät in die Nacht noch draußen gesessen. Geredet. Zeit vorbeifliegen lassen. Durchatmen. Sehnsucht nach neuen Abenteuern. Irgendwann aber müde ins Bett gefallen.
Tag 13 + 14
Heute geht’s also wieder Richtung Deutschland. Mal wieder mit Zwischenstopp an einer Tanke bzw. neben der Tankstelle. Im dunkeln sah es ganz gut aus. Schlafen. Morgens haben wir allerdings schnell gemerkt, dass es ein Hot-Spot für den Treffpunkt von Reisebussen war. Überall Menschenstimmen. Aus jeder Ecke schlagen Autotüren zu. Können die das nicht leise machen, Hallo. Hier schlafen 2 müde zeitlose Reisende. Naja. Schnell noch Kaffee geholt. Knut vollgetankt. Weiter geht’s. Diesmal ganz ohne Maut. Vorbei an schönen Dörfern und türkisblauen Flüssen. Kurzer halt. Bootsanleger. Der perfekte Platz für ein letztes Frühstück. Was für ein traumhafter Ausblick. Ich will nicht Heim. Kann ich nicht für immer hier bleiben. Wäre am liebsten einfach wieder zurück gefahren.